Der Sommer ist da – Tipps für heiße Tage
Von Amelie Kokorsky
Endlich ist er da - der Sommer. Die meisten freuen sich sehr über die ersten warmen Sommertage. Auch unsere Tiere wirken dann oft agiler und bewegungsfreudiger. Die bekannten „Frühlingsgefühle“ setzen ein. Doch wenn die Temperaturen weiter nach oben gehen, ändert sich auch das Gefühl der Freude schnell. Man schwitzt schon im Schatten und an Bewegung möchte man gar nicht erst denken. Auch die Pferde haben mit hohen Temperaturen zu kämpfen. In Deutschland erreichen wir im Sommer oft Temperaturen von über 30° und das kann, vor allem für junge Pferde und/oder ältere Pferde, zu einem Problem werden. Die Tiere schaffen es nicht, ihren Temperaturhaushalt zu regulieren und überhitzen schnell. Den meisten Pferden reicht es zur Kühlung aus, wenn sie sich unter einen schattigen Baum oder in einen kühlen Unterstand stellen können. Doch für manche Pferde ist es auch unter solchen Umständen einfach zu warm. Diesen Pferden, aber auch allen anderen Pferden, kann man eine Abkühlung verschaffen, indem man sie langsam mit einem Wasserschlauch abspritzt. Dabei sollte man immer unten an den Hinterbeinen beginnen, da der untere Bereich der Hinterbeine am weitesten vom Herz des Pferdes entfernt liegt und sich dann langsam nach oben und vorne vorarbeiten.
» Tipp: Fangt erst an den Hufen der Hinterbeine an und arbeitet euch langsam über die Beine nach oben. Beobachtet dabei immer euer Pferd und achtet auf seinen Kreislauf beziehungsweise mögliche Symptome von Kreislaufproblemen wie beispielsweise Anzeichen einer Kolik, ein schwankender Gang oder heftiges Schwitzen. Wenn ein Bach oder Fluss in der Nähe ist, in den die Pferde gefahrlos reingehen können und dürfen, freuen sich die Vierbeiner an heißen Tagen oft auch über einen entspannten Spaziergang und eine kleine Badepause am Bach. «
Perfekte Zeit für eine Abkühlung
Die Abkühlung sollte man, wenn möglich, auf die Mittagsstunden legen, in denen die Sonne am meisten Kraft hat und sich die Tiere am stärksten aufheizen. Zum Abend hin kann man die Füße noch etwas kühlen und mit einem Schwamm den Schweif abwischen. In den Abendstunden werden die meisten Pferde automatisch wieder aktiver, denn die Sonne geht unter und die Temperaturen sinken etwas.
Bei Fellwechselproblemen ist Scheren die beste Lösung
Auch das Thema Fellwechsel spielt bei heißen Tagen eine entscheidende Rolle. Primär für die älteren Tiere, denn diesen fällt der Fellwechsel oft schwerer und sie schaffen es manchmal nicht, ihr ganzes Winterfell bis zu den ersten warmen Tagen loszuwerden. Das dicke Fell ist eine zusätzliche Last für die alten Pferde und kann die sowieso schon belastende Hitze-Situation verschlimmern. Um alten Pferde Abhilfe zu schaffen, kann man eine Schermaschine nutzen und ihnen eine sportliche Sommerrasur schneiden. Das bedeutet, dass man den Hals und Teile des Bauches scheren kann, aber die Rücken- und Nierenregion noch mit dem restlichen Winterfell bedeckt lässt. Sollte dann nochmal ein kalter Regentag kommen, sind die Pferde immer noch gut gegen Kälte und Nässe geschützt.
Einer der wichtigsten Punkte ist der Schattenplatz. Auf jeder Wiese sollte es einen Unterstand geben, der den Pferden an heißen Tagen Schatten bietet. Dabei ist die Bauweise des Unterstandes sehr wichtig. Er sollte im Bestfall nicht von allen Seiten geschlossen sein, denn dann bleibt die warme Luft in dem Unterstand stehen und es wird für die Pferde noch stickiger. Ein Unterstand mit einer geschlossenen und drei offenen Seiten ist meistens die beste Lösung. Die Pferde können sich an die geschlossene Seite stellen und bekommen dennoch einen erfrischenden Luftzug ab. Der Unterstand wird jederzeit gut belüftet.
» Tipp: Viele Pferde greifen trotz der saftigen Wiese noch zu Heunetzen, wenn man diese am Unterstand befestigt. Man kann es den Pferden im Schatten so noch angenehmer machen und verhindert gleichzeitig lange Fresspausen. «
Der perfekte Unterstand für heiße Tage
Bei der Größe des Unterstandes sollte man die Herdengröße immer berücksichtigen. Streit um schattige Plätze sollte definitiv verhindert werden. An heißen Tagen kann Stress das Risiko erhöhen, an einer Kreislaufkolik zu erkranken. Vor allem junge und/oder rangniedrige Pferde können davon betroffen sein. Daher sollte jeder Unterstand genug Platz für alle Pferde bieten oder eine gute Ausweichmöglichkeit, wie zum Beispiel schattenspendende Bäume, vorhanden sein. Wer seinen Pferden einen richtigen Luxus verschaffen möchte, kann sogar einfache Ventilatoren am Unterstand anbringen.
Achtung: Die Ventilatoren sollten so angebracht werden, dass die Pferde sie nicht berühren können. Auch auf die Anbringung der Kabel sollte geachtet werden - die Kabel müssen außer Reichweite aller Pferde liegen und kein Pferd darf in die Gefahr kommen auf ein Kabel zu treten oder dieses anfressen zu können. Hier geht Sicherheit definitiv vor Luxus! Sollte man tatsächlich die Möglichkeit haben, einen Ventilator anbringen zu können, so sollte man bei der Wahl der Intensität nicht zu hoch greifen. Der Ventilator soll die Luft im Unterstand nur etwas in Bewegung bringen, die Pferde aber nicht direkt kühlen oder einen stärken Windstoß verursachen.
Es kann auch Sinn machen, die Weidezeit auf die kühlen Abend- und Nachtstunden zu verlegen. Meistens sind die Boxen tatsächlich kühler. Das sollte man vorher natürlich geprüft haben. Die Pferde können sich dann über den Tag im Schatten abkühlen und werden dann zum Abend hin wieder auf die Weide gelassen. Die Tiere lernen, sich über den Tag in den Boxen auszuruhen und zum Abend und über Nacht auf der Weide zu fressen und sich zu bewegen. Dabei kann es in den ersten Tagen der Weideumstellung dazu führen, dass mache Pferde etwas kaputt und müde wirken, weil man ihren gewohnten Schlafrhythmus stört beziehungsweise ändert. Meist pendelt sich das aber nach wenigen Tagen von selbst ein und schadet den Pferden nicht.
» Tipp: Eine gute Zeit in der Box oder an einem anderen schattigen Platz ist von 10-17/18 Uhr. «
Ausreichend Wasser und mehrere Trinkstellen zur Verfügung stellen
Einer der wichtigsten Punkte ist natürlich die Wasserversorgung. Ein Pferd trinkt bei normalen Temperaturen bereits um die 60 Liter Wasser pro Tag. Viele Besitzer unterschätzen daher den erhöhten Wasserbedarf ihrer Pferde an heißen Tagen. Manche Vierbeiner können an besonders warmen Tagen das Doppelte ihres normalen Wasserbedarfs trinken. Daher sollte zu jeder Zeit genug Wasser zur Verfügung stehen. Auch hier ist auf eine ausreichende Menge für JEDES Pferd zu achten. Oft kommt es auch aufgrund von zu wenigen Wasserquellen zu Rangkämpfen in einer Pferdeherde. Auch hier werden sehr wahrscheinlich die jüngeren, älteren und rangniedrigen Pferde weniger Wasser abkriegen oder in Stresssituationen geraten, die bei Hitze nicht ungefährlich sind. Um Stress und Kämpfe zu vermeiden, bietet es sich an, je nach Herdengröße, mindestens zwei oder mehr Wasserstellen für die Pferde bereitzustellen.
Manche Pferde leiden bei Hitze schnell unter Kreislaufproblemen. Weißdorn hat sich als Unterstützung für Herz und Kreislaufsystem bewährt und kann an heißen Tagen helfen, den Kreislauf des Pferdes zu stabilisieren. Gerade ältere Pferde profitieren von dieser Pflanze an Hitzetagen. Bereits 40-60g täglich können bei Kreislaufproblemen unterstützend wirken.
Deine Checkliste für die nächste Hitzeperiode:
→ Genügend Wasser (für die gesamte Herde)
Bei einer größeren Herde empfehlen sich mindestens 2 oder mehr Wasserstellen. Ein Pferd trinkt bei normalen Temperaturen circa 60 Liter pro Tag. Entsprechend muss PRO Pferd mindestens (!) 60 Liter Wasser zur freien Verfügung stehen
→ Ein luftiger Unterstand
→ Angepasstes Weidemanagement
→ Möglichkeiten zum Abkühlen der Pferde mit Wasser (Schwamm, Eimer, Wasserschlauch,…)
→ Im besten Fall eine abkühlende Bademöglichkeit (See, Bach,…)
→ Bei älteren Pferde mit Rest-Winterfell kann eine Schur Abhilfe schaffen
→ Heu und Heunetze für den Unterstand
→ Ein Vorrat an Stiefel Weißdorn für kreislaufanfällige Pferde
→ Ein Thermometer, um die Temperaturen in Unterständen und Boxen messen zu können
→ Anbringung von Ventilatoren (nur wenn gefahrlos möglich)
Am besten vorbereitet ist man natürlich, wenn man schon vor dem ersten Hitzeeinbruch alle Vorkehrungen getroffen hat und an den besonders warmen Tagen einfach nur entspannt mit den Pferden im Schatten bei einem kühlen Fußbad den Sommer genießen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass den Tieren die Hitze schaden könnte. Auch wenn die meisten Pferde mit hohen Temperaturen von Natur aus besser umgehen können als wir Menschen, ist eine gewisse Vorsorge immer ein besseres Gefühl als ständig Angst vor einer möglichen Überhitzung oder anderen Problemen in Bezug auf Hitze haben zu müssen.
Trotz aller Bemühungen sollte man die Pferde immer im Blick haben und bei Anzeichen einer Kreislaufkolik oder eines Kollaps den Tierarzt rufen.
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