Muskelverspannung durch Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM) - Teil 2
Von Amelie Kokorsky
Bei der Krankheit PSSM geht man davon aus, dass normal viel Glykogen, aber zu viel Polysaccharide in der Muskulatur gespeichert werden. Zudem reagiert die Muskelzelle auf Insulin deutlich empfindlicher. Auch die Glucose wird aus dem Blut in höherem Maß in der Muskelzelle aufgenommen und dort als Glykogen gespeichert. Der natürliche Abbau und Verbrauch von Kohlenhydraten läuft dabei normal ab, es wird nur zu viel Glykogen im Muskel gespeichert.
Man hat beobachtet, dass vor allem stark bemuskelte Pferde, wie Quarter Horse, Paint Horse oder Appaloosa von der Krankheit betroffen sind. Heutzutage weiß man aber, dass auch immer häufiger andere Rassen, wie Haflinger, Shettys oder (schwere) Warmblüter erkranken. In den meisten Fällen (bis zu 90%) ist es eine genetisch bedingte Krankheit, wobei Stuten bis zu 70% häufiger betroffen sind als Hengste oder Wallache. Da die Krankheit auch vererbt werden kann, sollte man die betroffenen Pferde von der Zucht ausschließen, um eine Verbreitung von PSSM zu verhindern.
Die Symptome bei PSSM zeigen sich primär an dem Bewegungsapparat des betroffenen Pferdes. Auffällige Symptome sind:
- Starkes Schwitzen bei teilweise geringer Arbeit, wie dem Führen oder Reiten im Schritt
- Plötzlich auftretende Lahmheit (ohne sichtbaren Auslöser)
- Zittern des gesamten Körpers oder der belasteten Muskulatur
- Schnelle Erschöpfung nach geringer Belastung, wie 10 Minuten Trab
- Das Pferd zeigt wenig Motivation und wirkt sehr lustlos
- Muskeln am Lenden- und Kruppenbereich sind verhärtet
- Manchmal tritt auch eine Myoglobinurie (= Myoglobin wird über den Urin ausgeschieden) auf
Die Symptome verschlimmern sich häufig bei zunehmender Belastung. Die Pferde können den Bauch aufziehen und sich in die sägebockartige Haltung stellen. Unmittelbar nach der Belastung kann es zu Symptomen eines Kreuzverschlages (siehe Blogbeitrag zum Thema Muskeln beim Pferd – Teil 3) und einer Kolik kommen.
Nach welcher Belastungsintensität die oben genannten Symptome auftreten, kann sehr stark variieren. Bei manchen Pferden wurden die Symptome nach 10 Minuten Schritt führen beobachtet. Andere Pferde konnten bis zu 40 Minuten unter normaler Beanspruchung geritten werden und zeigten erst dann die typischen Symptome.
Sollte man einen Verdacht auf PSSM haben, kann man als Diagnose eine Muskelbiopsie, ein Blutbild (bei akutem Auftreten) oder einen Gen-Test machen lassen. Der Tierarzt sollte in jedem Fall hinzugezogen werden.
In vielen Fällen kann man den betroffenen Tieren mit einer Futterumstellung sehr gut helfen. Optimiert man zusätzlich das Training, zeigten viele Pferde kaum noch oder nur noch leichte Symptome. Die Leistung der betroffenen Tiere konnte fast wieder hergestellt werden. Man muss aber beachten, dass eine Futterumstellung ein Leben lang durchgehalten werden sollte, um Rückfälle zu verhindern.
Als erste Maßnahme sollte zunächst die Fütterung umgestellt werden. Das Pferd sollte so wenig wie möglich leicht verfügbare Kohlenhydrate gefüttert bekommen - das bedeutet: keine Karotten, Äpfel, Brot, Bananen, Zuckerwürfel und Rübenschnitzel.
Auch bei der Fütterung von Getreide sollte man aufpassen, welches Getreide und in welchen Mengen man das gewählte Getreide verfüttert. Wenn der Besitzer gerne Getreide füttern möchte, dann sollte man auf gequetschte Gerste zurück greifen und diese streng nach der Intensität des Trainings füttern. Hat das Pferd viel geleistet, kann man etwas mehr Gerste füttern; bei leichter Arbeit nur sehr wenig. Führt man das Pferd nur Schritt oder geht etwas im Schritt ausreiten, sollte man dem Tier kein Getreide füttern, um einen PSSM Schub zu verhindern.
Das Pferd kann mit gutem Heu ad libitum, Mineralfutter und einem Leckstein ernährt werden. Über diese Ernährung wird der Grundbedarf des Pferdes meistens schon gedeckt, sodass ein Zusatzfutter nicht nötig ist.
Bei PSSM erkrankten Pferden sollte man immer daran denken, dass sie Energie aus dem Futter gewinnen können. Bei zu viel Energie und damit zu viel Glucose im Blut steigt das Risiko eines PSSM Schubes, daher sollte die Kohlenhydratmenge streng reduziert sein.
Als Mineralfutter bietet sich das Stiefel Organic-Mineral an. Stiefel Organic-Mineral ist getreidefrei, versorgt das Pferd aber dennoch mit allen essentiellen Spurenelementen und Vitaminen.
Da die Nieren der PSSM erkrankten Pferde oft stärker belastet werden, sollte man diese bei der Fütterung ebenfalls bestmöglich unterstützen. Dies kann durch Stiefel Nierenkräuter, Stiefel Hagebutten oder Stiefel Mädesüß erfolgen. Bei den Stiefel Nierenkräutern handeöt es sich um eine ausgewählte Kräutermischung, welche die Nieren in ihrer Funktionsweise unterstützen können. Die Hagebutten können die Nierentätigkeit ebenfalls unterstützen, da sie leicht harntreibend wirken. Mädesüß hat ähnliche Eigenschaften. Auch diese Pflanze wirkt leicht harntreibend und entgiftend, sodass sie die Niere auf natürlichem Weg unterstützen kann.
Wird PSSM bei einem Pferd diagnostiziert, sollte das Tier vorerst aus dem Training genommen werden und auf ein möglichst weitläufiges Paddock, bestmöglich einem Paddock-Trail, mit viel natürlicher Bewegung gestellt werden. Die Fütterungsumstellung sollte so schnell wie möglich erfolgen. Alle leicht verfügbaren Kohlenhydrate werden aus dem Futterplan gestrichen und oben genannte Pflanzen und Mineralien ggf. ergänzt. Ist diese Umstellung erfolgt, kann man langsam anfangen, das Pferd zu bewegen. Zu Beginn sollte man sehr leicht, mit 10 Minuten Schritt führen, starten. Das Trainingsprogramm kann dann über mehrere Wochen langsam gesteigert werden, bis das Pferd an der Longe 30 Minuten traben kann. Innerhalb der 30 Minuten sollten mindestens zwei Schrittpausen von 5 Minuten eingelegt werden. Schafft das Pferd diese Belastung ohne typische Symptome einer PSSM Erkrankung zu zeigen, kann man langsam anfangen, wieder zu reiten. Auch hier sollte man konsequent darauf achten, das Tier sehr langsam an die Belastung zu gewöhnen und stets ein Augenmerk auf die Symptome von PSSM haben. Tritt ein typisches PSSM Symptom auf, sollte das Pferd sofort aus der Belastung genommen werden und man geht in seinem Trainingsplan einige Schritte zurück, sodass die Intensität wieder abnimmt. Konsequenz und Geduld spielen bei der Fütterung und Bewegung eine sehr wichtige Rolle. Ist man im Training soweit voran gekommen, dass das Pferd über einen längeren Zeitraum von etwa 40-45 Minuten belastet werden kann, kann man zusätzlich Stiefel Leinöl füttern, um den nun erhöhten Energiebedarf des Pferdes zu decken. Da Leinöl ein Energielieferant aus Fetten und nicht aus Kohlenhydraten ist, sollte das Pferd keine Probleme eines PSSM Schubes bekommen. Dennoch ist auch hier Vorsicht bei der Dosierung geboten!
Sei gespannt auf Teil 3 mit dem Thema "Muskelverspannung durch Kreuzverschlag"
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