Die Hagebutte – eine Superfrucht?

Die Hagebutte – eine Superfrucht?

Von Amelie Kokorsky

Der Herbst ist da und die Hagebutten strahlen mit ihrer roten Farbe. Ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder am besten hoch zu Ross - auf die Hagebutte trifft man zu dieser Jahreszeit fast auf jedem Wald- und Feldweg. Sie wachsen am Wegrand und die auffällig rote Farbe macht schnell auf sich aufmerksam. Obwohl fast jeder die Hagebutte kennt, wird sie dennoch von den meisten Menschen unterschätzt. Warum man diese Frucht, besonders als Reiter, nicht ignorieren sollte, klären wir in diesem Beitrag.


Wie erkenne ich die Hagebutte?

Die Hagebutte ist eigentlich sehr einfach zu erkennen. Ihre knallrote Farbe ist das Hauptmerkmal der Frucht. So macht sie schon von Weitem auf sich aufmerksam. Die Frucht selber ist meistens nur wenige Zentimeter groß und hat eine typische Tropfenform. Einige Hagebutten werden auch deutlicher größer und nehmen eine runde /ovale Form an. Diese Hagebuttenfrucht ist aber seltener zu finden. Die Hagebutte ist die Frucht einer Rose. Die Rose trägt am Ende ihrer Zweige nicht nur Hagebutten, sondern auch eine Vielzahl von Dornen. Die Dornen erstrecken sich über die gesamte Rose, daher sollte man beim Pflücken vorsichtig sein. Schneidet man eine Frucht auf, so findet man viele kleine Nüsschen in der Frucht. Diese Nüsschen sind von ganz kleinen und feinen Härchen umgeben. Die Härchen haben winzige Widerhaken, welche bei Kontakt mit der Haut einen Juckreiz auslösen können. Das Tragen von Handschuhen bei der Ernte der Hagebutten macht daher Sinn. Die Schale der Hagebutte ist je nach Reifegrad recht hart und lässt sich mit den Fingern nicht eindrücken. Umso reifer die Frucht, umso dunkler wird ihre Farbe und umso weicher wird auch die Schale.


Wo finde ich Hagebutten?

Hagebutten findet man bei uns in Deutschland ab September an vielen Waldwegen und auf verschiedenen Grünflächen. Obwohl die rote Farbe der Frucht einen schon fast dazu verleitet, einfach ein paar Hagebutten einzustecken, so sollte man der Natur zuliebe dennoch Abstand nehmen. Die meisten Hagebuttensträucher stehen auf privatem Grund und sollten daher ohne vorherige Absprache nicht geerntet werden. Zudem ist die Haltbarkeit frischer Hagebutten nicht sonderlich lang und sie schimmeln schnell. Eine gute Alternative ist daher, auf getrocknete Hagebutten, zum Beispiel von Stiefel, zurückzugreifen. Getrocknete Hagebutten sind deutlich länger haltbar und werden zudem von den meisten Pferden lieber gefressen als die frisch gepflückte Hagebutte.


Was macht die Hagebutte so wertvoll?

Die Fütterung von Hagebutten bringt viele Vorteile mit sich, denn die kleine Frucht ist ein wahres „Wunderwerk“ in Bezug auf die positive Auswirkung auf den Pferdekörper. Zum einen liefert die Hagebutte Vitamin A, welches gerade zu Zeiten der überwiegenden Heufütterung (vor allem im Winter aufgrund des fehlenden Weidegrases) in geringen Mengen im Pferdefutter vorhanden ist. Bei der Trocknung des Heus kann es passieren, dass Vitamin A verloren geht. Das Heu kommt als Vitamin A- Lieferant daher nicht mehr in Frage. Auch andere Vitamin A- Quellen fallen über die Herbst- und Wintermonate aus. Die Hagebutte kommt in diesen Monaten also gerade recht. Die Hagebutte enthält streng genommen ß-Carotin, die Vorstufe vom Vitamin A. Das Pferd kann das ß-Carotin aber problemlos im Dünndarm zu Vitamin A umwandeln. Eine Handvoll Hagebutten pro Tag reicht aus, um das Pferd über die Herbst- und Winterzeit mit Vitamin A zu versorgen. Dadurch kann einem Mangel vorgebeugt und das Risiko von Haut- und Schleimhautproblemen gesenkt werden.

Zum anderen liefern die kleinen Nüsschen der Hagebutte wichtige Fettsäuren, welche das Pferd für den erhöhten Energiebedarf in der kälteren Jahreszeit gut gebrauchen kann. Auch im Fellwechsel kann die Fettsäure helfen, das neue Winterfell „aufzubauen“ und das Pferd bei dem belastenden Fellwechsel zu unterstützen. Dem neuen Winterfell kann mit Hilfe der Fettsäuren ein schöner Glanz verliehen werden.

Wird es kälter und nasser, kommt auch die Zeit, wo die Pferde sich aufgrund fehlenden Platzes und Sperrung der Sommerweiden weniger bewegen (können). Dieses Problem macht sich vor allem bei Pferden bemerkbar, die unter Arthrose/Arthritis leiden. Durch die eingeschränkte Bewegung und die nass-kalte Jahreszeit wird der Entzündungsprozess der Arthrose/Arthritis in vielen Fällen schlimmer. Der Hagebutte sagt man eine leicht entzündungshemmende Wirkung nach. Sie kann daher dazu beitragen, die Schmerzen von Arthrose/Arthritis zu lindern, da der Entzündungsprozess durch die Inhaltsstoffe der Hagebutte gehemmt beziehungsweise entschleunigt werden können. Wichtig zu wissen ist immer, dass eine Arthrose/Arthritis irreversibel ist. Das bedeutet, dass man dem Pferd zwar etwas Gutes tun kann, um die Schmerzen zu lindern und den Entzündungsprozess zu verlangsamen, aber das Krankheitsbild der Arthrose ist nicht rückgängig zu machen.

Der wohl bekannteste Wirkstoff der Hagebutte ist das Vitamin C. Die Hagebutte enthält viel Vitamin C, welches das Immunsystem stärken und den Kreislauf ankurbeln kann. Auch hier kommt die kleine rote Frucht zum richtigen Zeitpunkt, denn gerade zu Beginn des Herbstes steigt nicht nur bei dem Menschen die Infektionsanfälligkeit. Auch die Pferde befinden sich in einer Zeit, wo der Körper durch die Wetterumstellung, den Fellwechsel und eine mögliche Umstellung von Weide auf Paddock unter großen Belastungen steht. Das Immunsystem der Pferde kann zu dieser Zeit geschwächt sein und bedarf Unterstützung, um möglichen Infektionen vorbeugen zu können. Die Gabe von Vitamin C kann eine positive Wirkung auf das Immunsystem der Pferde haben. Auch für die Funktionalität des Bewegungsapparates braucht der Körper Vitamin C, sodass die Hagebutte auch bei diesem Thema punkten kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Hagebutte den Namen „Wunderwerk der Heilfrüchte“ wegen ihrer zahlreichen positiven Auswirkung verdient hat.
Ob die Früchte frisch gepflückt oder getrocknet sind, spielt dabei keine große Rolle. Der Vorteil der Stiefel Hagebutte ist definitiv die getrocknete Form. Die Hagebutte ist in dieser Form um ein vielfaches haltbarer. Der mögliche Juckreiz durch die kleinen Härchen an den Nüsschen kann in getrockneter Form so gut wie gar nicht ausgelöst werden. Zudem ist die getrocknete Form geschmacksneutraler und wird von fast allen Pferden einfach mit gefressen. An einem Tag können bis zu 20 g verfüttert werden. Das entspricht circa 20 Hagebutten. Die Hagebutte kann bei chronischen Krankheiten wie Arthrose/Arthritis täglich gefüttert werden. Auch eine Gabe als Immun-Kur über den Zeitraum von mindestens 4 Wochen ist empfehlenswert.

Auf geht’s! Traut euch ran an das „Wunderwerk“ der kleinen roten Superfrucht.